Mann und Frau, Gleichheit, Religion, Rassen, Vorurteile
Geschichte - Seite 2
Einerseits strebten die so genannten „Gemäßigten“, welcher unter anderem Helene Lange und Gertrud Bäumer angehörten, gleichwertige und umfassende Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen an Schulen, Universitäten und Hochschulen an. Außerdem waren sie ganz zum Entsetzen ihrer männlichen Schöpfungsgenossen der Meinung, dass die Arbeit von Frauen – ganz egal welcher Arbeit sie prinzipiell nachkamen, sei es nun im Haushalt (die Gemäßigten hielten eher am bestehenden Rollenverständnis fest!) oder aber doch in Fabriken – mit den männlichen Tätigkeiten als gleichwertig angesehen werden sollte, den Frauen in Folge dessen auch gleiche politische Rechte zugesprochen werden sollten.
Auf der anderen Seite gab des die „Radikalen“, welche neben der Gleichbehandlung von Ehemann und Ehefrau auch eine gesellschaftliche Gleichbehandlung bzw. Gleichberechtigung von verheirateten Müttern mit ihren Kindern und ledigen Müttern mit ihren nichtehelichen Kindern forderten. Diese Richtung machte des Weiteren die schon seit langer Zeit vorherrschende Problematik der Prostitution Publik. Männer sollten nicht länger von gesellschaftlicher, politischer und sozialer Seite die Möglichkeit haben, an Frauen legitim sexuelle Übergriffe zu verüben, ohne dafür geahndet zu werden! Im weitesten Sinne des Wortes forderte die radikale Frauenbewegung, welche auch Vereine wie „Frauenwohl“ und „Bund für Mutterschutz und Sexualreform“ gründete, nicht nur eine Gleichwertigkeit von Frau und Mann, sondern eine politische, wirtschaftliche und soziale Gleichberechtigung.
Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren vor allem durch gesellschaftliche Missstände, Kriege, Verzweiflung und Revolutionen gekennzeichnet. Diese „Chance“, welche den Frauen bzw. Frauenbewegungen auf Grund des vorherrschenden Umdenkens gegeben wurde, nutzen sie aus und begannen nach sozialer, politischer, privater und rechtlicher Gleichstellung zu fordern. Diese organisierten Frauenorganisationen, welche sich wie schon erwähnt im 19. Jahrhundert gebildet hatten durften erstmals ernten, was sie über Jahrhunderte hinweg gesät hatten...
Vor allem der radikale feministische Frauenverein konnte schon 1908 einen ersten großen Erfolg verbuchen, denn aufgrund der Etablierung von Frauenberufen in Pädagogik und dem sozialen Bereich wurde in besagtem Jahr die „Soziale Frauenschule“ in Berlin gegründet und als Fachschule für Frauen auch staatlich anerkannt. Außerdem nahmen sich viele Frauen die emanzipierten Frauenaktivistinnen zum Vorbild und es wurden nach und nach immer mehr Frauenvereine gegründet – bis hin zum 1.Weltkrieg.
1910 war die zweite internationale Konferenz der sozialistischen Frauen in Kopenhagen, wo die deutsche Sozialistin und spätere Kommunistin Clara Zetkin, welche sich auch umfassend in der Politik betätigte, erstmals einen internationalen Weltfrauentag vorschlug, welcher ein Jahr danach auch schon stattfand.
Im Jahre 1914 begann der 1. Weltkrieg und mit ihm entstanden tatsächlich wichtige Veränderungen im bisher bestehenden Rollenverhältnis. Andererseits bildeten sich aber auch bei den Frauen untereinander zwiegespaltene Ansichten, was denn nun ihre Rolle zu sein schien. Auf der einen Seite gab es die, welche sozusagen wieder die Gunst der Stunde nutzen wollten und auch konnten, um tatsächlich die vollständige Gleichberechtigung erlangen zu können, auf der anderen Seite aber waren die, die mittlerweile an diesem Vorhaben zu zweifeln begannen. Man kann ohne weiters sagen, dass sich durch den Krieg das Rollenverhältnis der Frauen stark veränderte und ihre Wünsche der Emanzipation mehr intensiviert wurden als noch einige Jahre zuvor. Den Frauen kamen nun, aufgrund der Tatsache, dass Krieg keines Falles nur reine Männersache war, diverse Rollen zu - beispielsweise als Familienoberhaupt, Armeehilfskräfte, Schaffnerinnen in Bahnen, der Betrieb von öffentlichen Einrichtungen oder die Arbeit in Munitionsfabriken - und das stärkte wiederum ihr Selbstvertrauen enorm. Frühere Schriften beinhalteten lediglich Erzählungen über die männlichen Kriegshelden, nicht aber über die Taten der damaligen Frauen (ausgenommen davon die Bilder der trauenden Witwen und Mütter). Dies sollte sich in dieser Zeit ändern, denn die Frauenbewegungen setzten alles daran, Gleichheit, Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen und so eine neue Ära für die Frauen einzuleiten!
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