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Gleichberechtigung

Mann und Frau, Gleichheit, Religion, Rassen, Vorurteile

Ozon


 

Geschichte - Seite 3


Auf der anderen Seite zweifelten einige Frauen daran, die ihnen durch die Kriegszeit eröffneten Chancen und Möglichkeiten tatsächlich wahrzunehmen. Diese Frauen behaupteten, dass der Krieg nur ein Zeichen dafür sei, die Hausfrauen- und Mutterrolle erneut zu festigen sowie an bestehende Verhältnisse anzuknüpfen. Nach und nach entstand von dieser Seite aus große Ablehnung gegen die emanzipatorischen Frauenbewegungen und auch einige Frauenrechtlerinnen ließen sich von den Diensten im Staat von ihren eigentlichen Bemühungen abbringen, was vor allem den männlichen Staatsoberhäuptern (es waren ausschließlich Männliche!) ganz gut gelegen kam – ein Problem weniger. Dennoch ließen es sich einige Frauen des nationalen Frauendienstes (NFD) nicht nehmen, 1914 eine Hilfstruppe für die Fürsorge bzw. im Nachschub zu gründen, was von staatlicher Seite an sich weder erlaubt noch in irgendeiner Form befürwortet oder geduldet wurde.


Ende des Jahres 1914 wurden die Frauen aufgrund der verschlechterten Lage ganz unerwartet zur Mobilisierung an der Heimatfront aufgerufen. Dies bedeutete mit anderen Worten, dass die Frauen nun sehr wohl legal Kriegsdienste übernehmen durften, allerdings nicht an der männerdominierten Kriegsfront, sondern sehr beschränkt in der Kriegsindustrie. Diese so genannte „Freisetzung aller Kräfte“, welche von staatlicher Seite den Frauen nahe gelegt wurde, erfolgte zum Missfallen der Frauenrechtlerinnen in einem sehr eingeschränkten Feld und nur auf freiwilliger Basis. Und obwohl die Bereitschaft zu Hilfsdiensten und zur Kriegsbereitschaft seitens der Frauen vorhanden war, erlaubte man den Frauen nur sehr bedingt die Mithilfe. Auch diese Tatsache ließ die Frauen erneut darüber nachsinnen, welche Rolle sie denn nun in der Gesellschaft und im Verhältnis zu den Männern tatsächlich spielten. Ein einziger Bereich der damaligen Zeit war weitgehend von Frauen dominiert: Die Arbeit als Krankenschwester, welche zweifelsohne die hauptsächliche Frauenarbeit des Krieges darstellte. Sie war das Symbol für Selbstaufopferung und der Inbegriff einer Frauengestalt der damaligen Zeit.


Mittlerweile wurde den Frauen – vor allem den ehemaligen Frauenrechtlerinnen – mehr und mehr klar, dass sie in dieser Kriegszeit einen schwereren Weg vor sich hatten als noch einige Jahre zuvor. Und obwohl 1914 die erste internationale feministische Bewegung entstanden war, wussten einige wegen dem starken Rücklauf an Mitgliedern nicht mehr weiter. Der Krieg und die schlechten Verhältnisse zerschlugen die Frauenbewegungen erneut und die Fragen nach gleichem Wahlrecht und Mutterschaft blieben über das Kriegsende hinaus erneut ungeklärt! Aber eine entscheidende Veränderung gab es trotzdem: Die Frauen hatten sich während des ersten Weltkrieges neuen erwerbstätigen Aufgaben sowie einer ausgeglicheneren Macht- & Rollenverteilung gestellt und sich in einigen Bereichen sehr wohl etabliert. Aus einigen Frauenvereinen entstanden daher Vereine zur politischen Bildung von Frauen, welche es sich trotz der widrigen Bedingungen während des Krieges und vor allen nach Ende des Krieges zur zentralen Aufgabe machten, Frauen in politischen Bereichen aufzuklären und zu lehren.


So kam es in der Zwischenkriegszeit, dass die Frauen erstmals freie Berufswahl und einen Achtstundentag hatten sowie eine adäquate Entlohnung erwarten konnten. Des Weiteren durften sie jetzt aktiv in die Politik einsteigen und Koalitionen bilden, was in damaligen Zeiten keines Falles als selbstverständlich anzusehen war! Zwei Mitglieder der radikalen bürgerrechtlichen Frauenbewegung, Gertrude Bäumer und Anita Augsburg, schafften in der Zwischenkriegszeit tatsächlich den Sprung in ein Landesparlament, indem sie stellvertretend für eine Million Mitglieder des Bundes deutscher Frauenvereine (BdF) ihre begrenzten politischen Mitspracherechte nutzten. Aber nicht nur wirtschaftlich und politisch veränderte sich die Gestalt der Frau in der Zwischenkriegszeit, auch das individuelle Äußere der Frauen durchlebte einen großen Wandel. Sie schnitten sich die Haare kurz und begannen, kurze Röcke zu tragen. Allerdings fand man trotz des immens gestärkten Selbstbewusstseins der Frauen das Hausfrauenimage und die ursprüngliche Rollenverteilung in den privaten Haushalten nach dem Krieg wieder tagtäglich vor. So hielt man in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg zwar noch den Schein aufrecht, ein emanzipiertes Auftreten der Frauen zu billigen, allerdings sah es innerfamiliär überhaupt nicht danach aus. So entwickelte es sich dahingehend, dass das neue, moderne Image einer Frau der Zwischenkriegszeit mehr Schein als sein war; die alten Normen und Traditionen wurden wieder aufgenommen. Die Frauenvereine versuchten diesem Trend durch Literatur über sexuell befreite und gesellschaftlich als gleichwertig anerkannte Frauen entgegenzuwirken und die Traditionen auf diese Weise zu verwerfen, allerdings machte es ihnen der Staat nicht ganz einfach. Die regierenden Männer betonten nämlich zur gleichen Zeit die traditionellen weiblichen Stärken wie Empfindsamkeit, mütterliche Qualitäten und Hingabe für Mann und Staat. Darunter litt wie schon seit dem 18. Jahrhundert die Bildung und in weiterer Folge die Erwerbstätigkeit. Zwar priesen die Herren der Schöpfung an, dass Frauen besseren Einsatz im privaten Bereich leisten würden, somit ihre Stellen aufgeben sollten, Tatsache war allerdings, dass rund zwei Drittel der Familien in Großstädten auf das weibliche Einkommen auf keinen Fall wieder verzichten konnten! Mittlerweile hatte sich die weibliche Erwerbstätigkeit schon dermaßen eingebürgert, dass nur wenige Frauen der Aufforderung ihrer Gatten bzw. der Politik nachkommen konnten, ihre Jobs wieder an den Nagel zu hängen und den Mann zuhause zu umhegen und zu umpflegen. Außerdem entstanden in der Zwischenkriegszeit Gasthäuser, Pensionen und Wäschereien, welche ausschließlich von Frauen betrieben wurden.


Gesellschaftlich entwickelten sich die Frauen aufgrund ihrer nicht zu umgehenden Erwerbstätigkeit nun auch dahingehend, dass sie ihre Ehepartner größtenteils nun frei wählen konnten und nicht mehr von ihren Eltern zwangsverheiratet wurden. Es wurde ihnen weitgehend erlaubt, aus Liebe zu heiraten. Im Jahre 1918 wurde durch den Einsatz der Radikalen Frauenbewegung, welche noch kriegsgeschwächt wieder auf dem Vormarsch war, die Verabschiedung des Gesetzes für das weibliche Wahlrecht erreicht. Alle Forderungen der Frauenrechtlerinnen waren gegen Ende der Zwischenkriegszeit erfüllt und die Frauenvereine lösten sich nach und nach auf, um sich mehr in politischen Dingen zu engagieren.


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